In
vielen Jahren Sprachenlernen und -unterrichten stellt man zweierlei fest:
Erstens - jeder Mensch lernt anders. Zweitens - es gibt dennoch Strategien
und Kniffe, die jedem helfen können, eine Sprache zu erlernen.
Was
ich auf dieser Seite den Japanisch-Lernenden mitgeben möchte, entspringt
meinen persönlichen Erfahrungen und Gedanken, ist nicht wissenschaftlich
erwiesen und braucht eigentlich niemanden zu kümmern. Vieles auf dieser
Seite mag manchen Lesern selbstverständlich und trivial erscheinen.
Beschweren Sie sich nicht - im Gegensatz zu all den Kursen und Büchern,
in denen Sie lernen können, schöner, erfolgreicher und selbstbewußter
zu werden, kosten Sie die untenstehenden Tipps keinen roten Heller ...
Tipp
1: Finden Sie eine Motivation, träumen Sie, stecken Sie sich hohe
Ziele!
Viele
Leute kommen in einen VHS-Kurs oder kaufen sich ein Lehrbuch, weil sie
"mal sehen wollen, wie die Sprache so ist". Das ist ihr gutes
Recht, und auch Neugier kann eine starke Motivation sein, doch leider steigen
diese Menschen meistens aus, sobald sie eben gesehen haben, "wie die
Sprache so ist", also nach zwei Abenden oder zehn Seiten ... Das Ziel,
das sie sich gesetzt hatten, war in drei, vier Stunden erreicht. Lernen
Sie daraus und setzen Sie sich ein Ziel, das Sie mindestens ein, zwei Jahre
beschäftigt hält. Es kann beruflicher oder privater Natur sein.
Am
fleißigsten lernen Leute, die hochfliegende Ziele haben. Scheuen
Sie sich nicht vor Größenwahn oder schrägen Wünschen
- steigen Sie in Ihren Träumen zum Simultandolmetscher auf (Sie können
damit in der Woche locker 5.000 Euro oder mehr verdienen!), werden Sie
Fachmann für japanische Computerspiele oder Kimonos, verwandeln Sie
sich in einen Ninja und kämpfen Sie gegen das Böse in der Welt
... oder finden Sie endlich heraus, was die Japaner in der Fernsehwerbung
wirklich sagen.
Ich
habe in Japan einen Chinesen kennengelernt, der nahezu perfekt Japanisch
sprach, obwohl seine Ausgangsmotivation lediglich die war, japanischsprachige
Fachliteratur über das Go-Spiel zu lesen (ein uraltes chinesisches
Brettspiel, im Fernen Osten beliebter als Schach und fast so bekannt wie
Yu-Gi-Oh).
Seien
Sie eitel und freuen Sie sich auf das Staunen Ihrer Freunde und das Lob
der Japaner. Japaner sind exotisch, Europäer, die Japanisch lernen,
sind Marsmenschen.
Tipp
2: Behandeln Sie Ihren Wortschatz wie einen Schatz!
Jedes
japanische Wort, an das Sie sich erinnern können, bringt Sie weiter.
Gehen Sie nicht achtlos mit den Wörtern um! Sammeln und ordnen Sie
sie, benutzen Sie sie, betrachten Sie sie. Am besten, Sie basteln sich
Zettelkästen mit Karteikarten, wühlen sich in regelmäßigen
Abständen durch und staunen darüber, wie Sie wachsen. Machen
Sie Häufchen und Fächer, blättern und zählen sie. Karteikarten
sind ein traumhaftes Werkzeug, nicht nur weil sie sich immer wieder neu
ordnen, mischen und abfragen lassen, sondern auch weil sie wie ein Zahlungsmittel
aussehen, wie Geldscheine, Schecks oder Kreditkarten - und nichts anderes
sind sie: Schecks, auf denen Ihre Währung steht. Jedes einzelne Wort
macht Sie reicher, egal, ob Sie in Japan reisen oder Geschäfte machen
wollen, ob Sie Zen-Buddhismus studieren oder Japanerinnen verführen
wollen. Jedes Wort, das Sie vergessen, ist wie ein Geldschein, den Sie
verlieren. Der Wortschatz ist der Schlüssel zur Sprachbeherrschung
- verlegen Sie ihn nicht!
Tipp
3: Seien Sie erfinderisch und mutig beim Lernen!
Verlassen
Sie sich nicht darauf, was Ihnen Lehrbücher bieten. Tun Sie, was Ihnen
Spaß macht, aber tun Sie es auf Japanisch. Lernen Sie Japaner kennen,
surfen Sie im Internet. Besorgen Sie sich japanische Zeitungen und streichen
Sie mit einem Textmarker jedes Wort oder Zeichen an, das Sie kennen. Verwenden
Sie japanische Begriffe in ihrem Tagebuch (besser können Sie es gar
nicht verschlüsseln), entwickeln Sie Lernspiele oder -programme oder
etikettieren Sie Ihre gesamte Wohnungseinrichtung auf Japanisch. Es gibt
hundert Möglichkeiten, eine Sprache zu lernen. Finden Sie mindestens
ein Dutzend davon heraus!
Tipp
4: Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für Japanisch!
Zehn
Minuten täglich sind besser als alle paar Wochen ein ganzer Tag. Machen
Sie im Kalender einen grünen Haken, wenn Sie Ihr Tagessoll erfüllt
haben, einen roten Punkt, wenn Sie geschwänzt haben. Wenn es fest
zu Ihrem Tagesablauf gehört, wenigstens einige Wörter oder Zeichen
zu wiederholen, werden Sie über Ihre Fortschritte staunen. Seien Sie
hart zu sich.
Tipp
5: Hören Sie nicht auf Id§&#en, die behaupten, Japanisch
sei unlernbar!
Wenn
ich für jedes Mal einen Euro bekommen hätte, da mir jemand das
Lied von der Unverständlichkeit der fernöstlichen Psyche und
der Unzugänglichkeit der japanischen Sprache vorgesungen hat, wäre
ich heute ziemlich gut situiert. Leute, die so etwas sagen, sind in ihrer
Gedankenwelt so beschränkt wie jene, die an solche Begriffe wie Gut
und Böse glauben. Japanisch ist so lernbar wie jede andere Fremdsprache,
auch wenn man dafür zweifellos mehr Zeit einplanen muß als für
Englisch oder Spanisch.
Tipp
6: Lassen Sie sich aber auch nicht von Lob einwickeln!
Freuen
Sie sich über das Lob der Japaner, aber lassen Sie sich davon nicht
in falscher Sicherheit wiegen. Wenn Sie in Japan einen Laden betreten und
"Konnichi wa" rufen (was kein Japaner tun würde), ist es
sehr wahrscheinlich, dass man Ihnen "hervorragende Japanischkenntnisse"
bescheinigt. Kein Volk lobt so gerne wie das japanische. Ein russischer
Student hat einmal in einem Buch geschrieben, man könne erst sicher
sein, wirklich gut Japanisch zu sprechen, sobald die Japaner aufgehört
haben zu loben. Leider lobt man mich immer noch ab und zu ...