Onmyôji
Onmyôji (sprich "Ommyoodschi")
sind Magier im Sinne der chinesischen Yin-Yang-Lehre. Diese heißt auf
Japanisch Onmyôdô (sprich "Ommyoodoo").
Die uralte Philosophie kam
im 5. und 6. Jahrhundert nach Japan. Sie beruht auf dem Zusammenwirken zweier
gegensätzlicher Prinzipien, die in verschiedenen Formen in Erscheinung
treten - hell und dunkel, positiv und negativ, heiß und kalt, männlich
und weiblich, usw. Das Yin-Yang-Zeichen ist auch bei uns gut bekannt und taucht
z. B. in der koreanischen Flagge auf.
das Yin-Yang-Zeichen
die Flagge Südkoreas
Das Zeichen zeigt einen wichtigen Grundsatz der Lehre: Die beiden
Elemente stehen einander nicht als starre Fronten gegenüber, sondern sind
in Bewegung, verändern sich, umfließen einander, und jedes Prinzip
birgt das andere in sich.
Zusätzlich zu den zwei Prinzipien kennt die Yin-Yang-Lehre
noch die Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Aus diesen fünf
Elementen soll sich alles Existierende zusammensetzen.
Ein Yin-Yang-Meister (auf Japanisch Onmyôji) weiß
um das Zusammenwirken der Elemente, und dieses Wissen befähigt ihn zu
seiner Arbeit, dem Erstellen von Kalendern und Horoskopen, dem Vorhersagen
und Abwenden von Katastrophen, dem Bezwingen von Dämonen und anderen Ungeheuern.
Im Jahr 718 wurde am japanischen Kaiserhof ein eigenes Amt für
die Onmyôji eingerichtet, das Onmyôryô. Dort wurden auch
junge Yin-Yang-Schüler ausgebildet, die sogenannten Onmyôsei (sprich
"Ommyoosee"). Die Magier hatten eine hohe Position inne. Was immer
der Kaiser unternahm, er holte zuvor Rat bei ihnen ein und ließ sich
von ihnen Gutachten und Horoskope erstellen.
Auch mit Geomantik kannten sich die Onmyôji aus. Geomantik
ist die Vorstellung, dass man durch genaues Betrachten und Untersuchen eines
Ortes herausfinden kann, ob dieser für ein bestimmtes Vorhaben Glück
oder Unglück bringt. Was uns heute Feng Shui-Ratgeber über den Energiefluss
in unseren Wohnungen erzählen, geht auf diese alte Lehre zurück.
Wenn Gebäude oder Straßen gebaut wurden oder man gar die ganze Hauptstadt
verlegte, trugen die Magier eine schwere Verantwortung.
Die Onmyôji verwendeten diverse Werkzeuge für ihre
Arbeit, allen voran die O-Fuda oder Gofu, schlichte Papieramulette, auf die
man mit Tusche Zaubersprüche und Bannformeln schrieb.
In Ostasien lebt der Glaube an diese Dinge bis heute fort. Inzwischen
hat sich in Japan die Yin-Yang-Lehre mit Elementen aus dem Buddhismus und der
japanischen Naturreligion Shintô vermischt. |